Was ist eigentlich diese Kreativität?
Fast jede/r möchte es gerne sein, kaum ein Wort findet man häufiger in Bewerbungen, Künstler und Kinder sind es definitiv, Wissenschaftler wahrscheinlich eher nicht. Oder doch?
Viele Mythen ranken sich um das Wort „kreativ“ und noch immer streiten sich Psychologen und Hirnforscher über eine genaue Eingrenzung des Begriffs.
Bedenkt man, dass es vor weniger als zehn Jahren nur 550 Publikationen über Kreativität, aber fast 20.000 Veröffentlichungen über Intelligenz gab, versteht man auch, woran das liegen könnte. Die Spielwiese der „Kreativität“ ist verhältnismäßig neu, dafür aber umso spannender.
Auch hier bei „Raus aus dem Kreatief“ dreht sich alles um Kreatives. Warum also nicht mal ganz vorn anfangen und euch alle ins Boot holen, was es mit dieser vermaledeiten Kreativität eigentlich auf sich hat?
Was bedeutet Kreativität?
Ursprünglich kommt das Wort „Kreativität“ aus dem Lateinischen und setzt sich zusammen aus:
creare (=etwas neu erschaffen, erfinden, herstellen) und crescerse (=etwas geschehen und wachsen lassen).
Wer genau hinschaut, bemerkt, dass sich das Wort somit aus einem aktiven und einem passiven Teil zusammensetzt. Und genau darum geht es bei jeder guten Idee:
Man wird selbst aktiv und kreiert, um die Idee anschließend voller Vertrauen in die Welt zu schubsen.
Wann ist etwas kreativ?
Runtergebrochen verstehen wir heute unter „Kreativität“, dass wir etwas zusammenbringen, dass so vorher noch nicht kombiniert wurde. Diese Verbindung sollte im besten Fall nutzbringend sein und zack – wir haben etwas Kreatives erschaffen. Problematisch wird es nur bei der Definition des kreativen Prozesses. Denn hier gehen die Meinungen häufig auseinander.
Ist zum Beispiel jedes selbstgemalte Bild per se ein kreativer Prozess?
Oder ist nur kreativ, wer noch nie Dagewesenes aufs Papier bringt?
Und wie definieren wir eigentlich „noch nie Dagewesen“ oder „nutzbringend“?
Zum Glück gibt es keinen Regelkatalog, mit dem wir Dinge und Menschen in kreativ und nicht kreativ einordnen können.
Einig sind sich mittlerweile aber die meisten, dass es bei Kreativität um die Gabe geht, schon vorhandene Dinge neu anzuordnen. Das gelingt, weil kreativen Menschen schnell Assoziationen in den Sinn kommen und so Ideen entstehen, was man überhaupt womit kombinieren könnte.
Ob man nun in den Kühlschrank schaut und in der Lage ist, aus den Inhalten ein neues Gericht zu zaubern…
ob man mithilfe einer App Altbewährtes in neue Form gießt oder…
ob man bei der Schaufensterdekoration des eigenen Lädchens mal was ganz Anderes wagt…
Kreativität ist überall, wo neue Ideen sprießen.
(Und im Gegensatz zur Antike zum Glück nicht mehr nur auf die „hohen Künste“ wie Malerei oder Musik beschränkt. )
Kann man Kreativität erlernen?
Laut Wissenschaft sind gerade einmal 8% unserer Kreativität durch die Gene bestimmt. Die häufig formulierte Überzeugung „Ich bin einfach nicht kreativ.“ stimmt somit nur bedingt. Während Menschen im alten Griechenland nämlich der Meinung waren, dass nur ausgewählte Menschen „von der Muse“ geküsst werden, wissen wir heute:
Jeder Mensch kann kreativ sein!
Dafür sind in den letzten Jahren über 300 Kreativmethoden entstanden, die uns bei der Ideensuche unterstützen sollen. Unternehmen richten reihenweise Kreativ-Räume ein. Und überhaupt wimmelt es in Regalen von Produkten, die unsere Kreativität beflügeln sollen.
Aber was die meisten von uns nicht wissen bzw. vergessen haben:
Wir sind alle unglaublich kreativ auf die Welt gekommen, haben es allerdings nur verlernt.
Denn während Kinder noch alles Neue aufsaugen, ausprobieren und vorurteilsfrei unter die Lupe nehmen, verfallen wir Erwachsene schnell in gewohnte Muster. Statt etwas Neues tatsächlich auf uns wirken zu lassen, macht unser Gehirn sofort eine Schublade auf und verstaut die neue Erfahrung ratzfatz unter…
„Das sieht doch aus wie…“ oder
„Das hab‘ ich schon mal ähnlich erlebt als ich…“ oder auch
„Ganz bestimmt wird das ausgehen wir damals als wir…“.
Unser Gehirn verlässt die gewohnten Bahnen im erwachsenen Alter sehr viel seltener. Weil wir natürlich schon deutlich mehr erlebt haben als ein dreijähriges Kind. Aber auch, weil uns die Gesellschaft schnell und ganz früh beibringt, dass es besser ist, sich an Regeln zu halten und mit dem Strom zu schwimmen. Nur sind es nun mal in der Regel die Kreativen die, die gewohnte Pfade verlassen.
Die beste aller Kreativmethoden besteht also darin, sich an die eigene kindliche Neugierde zu erinnern und unübliche Situationen mit offenem Blick und Herzen zu begegnen statt sie von vornherein zu vermeiden. Denn nur wer Neues wagt, bringt seinem Gehirn bei, die üblichen Denkmuster zu durchbrechen.
Was passiert bei Kreativen im Gehirn?
Häufig heißt es, dass die linke Hirnhälfte dem Faktenwissen, die rechte Hirnhälfte hingegen dem emotional-kreativen Bereich zugeordnet ist.
Heute wissen wir aber, dass es nicht das EINE, einzige Kreativitätsareal gibt, sondern gerade das Zusammenspiel von linker und rechter Hirnhälfte für maximal kreativen Erfolg sorgt.
Während du also an einem Montag morgen im Büro für die Planung der Woche das analytische „Schritt für Schritt“- Vorgehen deiner linken Hirnhälfte gebrauchen kannst, wechselst du für den kreativen Part (zum Beispiel für die Ideenfindung einer neuen Mitarbeiterkampagne) nicht einfach zur rechten Hirnhälfte.
Vielmehr geht es um die Kombination der Fakten aus der linken Hirnhälfte mit den kreativen Impulsen aus der rechten. Denn nur wer die Fakten kennt, kann überhaupt spielerisch-kreativ mit ihnen umgehen.
Wenn es nun konkret um die Ideenfindung geht, hat man herausgefunden, dass sich die Denkweisen der kreativen und die der rationalen Menschen voneinander unterscheiden.
So denken rationale Menschen linear, also ohne Umweg direkt auf eine Lösung zu.
Diese „konvergente“ Herangehensweise funktioniert tatsächlich gegensätzlich zur „divergenten“ Denkweise der Kreativen.
Diese bewegen sich nämlich nicht auf die Lösung zu, sondern von einer Problemstellung aus in alle möglichen Richtungen. So finden sie schnell Assoziationen und kommen am Ende nicht selten auf ganz neue Lösungen.
Unternehmen, die diese beiden Denktypen für neue Innovationen im Team haben, sind ganz klar im Vorteil. Denn erfolgreich sind vor allem jene, die nicht nur Neues erfinden, sondern dieses auch strukturiert und analytisch realisieren und umsetzen können.
Warum ist Kreativität heute wichtiger denn je?
Kreativität bedeutet immer im Kopf flexibel zu sein. Je eingefahrener du nämlich in deinem Denken und Handeln bist, desto schwerer wird es dir fallen, neue Ideen zu entwickeln.
Das Leben ist heute leichter für kreative Menschen
Nun leben wir in einem Zeitalter, das geprägt ist von Schnelligkeit und Wandel. Was heute gilt und wichtig ist, kann morgen schon völlig überholt sein. Und so haben wir oft gar keine Wahl als zügig umzudenken und uns auf neue Situationen einzustellen. Neue Software, neue Methoden, neuer Job, neue Stadt. Die Zeiten, in denen berechenbar ist, was heute in 3 Jahren wohl anstehen könnte, sind schon lange vorbei. Und so sind jene im Vorteil, denen Wandel und Flexibilität leichter fällt. Das sind in der Regel die Kreativen.
Die Automatisierung macht Kreativität zur menschlichen Superkraft
Hinzu kommt noch, dass die Automatisierung in vollem Gange ist und kreative Mitarbeiter gefragter denn je erscheinen. Denn während Maschinen viele Aufgaben immer schneller und zuverlässiger erledigen werden als es Menschen je tun könnten, müssen wir uns vermehrt auf jene Bereiche konzentrieren, die uns als Menschen ausmachen. Auf die Empathie, das Schöpferische, das Soziale, das Künstlerische.
Kein Wunder also, dass eine IBM Studie mit 1500 Firmenchefs aus 60 Ländern ergeben hat, dass Kreativität der wichtigste Faktor ist für zukünftigen ökonomischen Erfolg.
Je kreativer die Botschaft, desto wahrscheinlicher die Aufmerksamkeit
Wir alle werden tagtäglich mit rund 10.0000 Werbebotschaften bombardiert. Das macht die Aufmerksamkeit von uns Menschen zum kostbarsten Gut der Wirtschaft. Die meisten Dinge nehmen wir nur unterbewusst wahr. Zu groß wäre die Reizüberflutung, wären wir nicht in der Lage, das ein oder andere auszublenden. Wenn uns jedoch eine Botschaft wirklich erreichen will, muss sie uns wachrütteln, unser Gehirn irritieren, uns berühren. Sie muss es schaffen, dass wir innehalten und nachdenken.
Der gesunde Zugang zu deiner eigenen Kreativität ist somit ausschlaggebend für ein erfolgreiches und erfülltes Leben – beruflich wie auch privat.
Hältst du dich für einen kreativen Menschen?